Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
1. Einführung
Eine ausgewogene Konzentrationsleistung ist absolut notwendig, um die heutigen schulischen Anforderungen erfüllen zu können. Kindern die in der Aufrechterhaltung ihrer Aufmerksamkeit Schwierigkeiten haben, ist es meistens nicht möglich, ihre Leistungen bestmöglich zu entwickeln. Es fällt ihnen meist schwer, ihre Hausübungen zügig zu erledigen (oft werden vermehrt Fehler gemacht), in der Schule längere Zeit aufmerksam zu bleiben oder zuzuhören, bei einem Spiel zu verweilen oder sich mit komplexen Dingen auseinanderzusetzen. Aufmerksamkeitsstörungen stellen ein weitreichendes Problem dar: die betroffenen Kinder und ihre Eltern leiden, Lehrer und Schule sind hilflos und resignieren. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme können die Entwicklung eines Kindes, seine Ausbildung, den Lernerfolg, das Sozialverhalten sowie die familiäre Situation und Erziehung nachhaltig beeinträchtigen. Somit gibt es triftige Gründe, solche Problematiken frühzeitig zu erkennen und umfangreich von Spezialisten zu behandeln (Lauth & Schlottke, 2002).
Quellenangaben:
Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2002). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
2. Wie zeigen sich Konzentrationsprobleme?
Die Konzentrationsfähigkeit bezeichnet die Leistung, dass die ganze ungeteilte Aufmerksamkeit für längere Zeit auf die gleiche Sache gerichtet bleiben kann. „Bei Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen ist die zielgerichtete Auseinandersetzung einer Person mit Umweltanforderungen so beeinträchtigt, dass komplexe und längere Tätigkeiten nicht ausreichend gelingen“ (Lauth, 2000, S. 246).
Die typischen Probleme aufmerksamkeitsgestörter Kinder zeigen sich in Situationen, bei denen längere zielgerichtete Tätigkeiten verlangt werden (in der Schule, bei Hausübungen, beim Essen und bei langen Besuchen,...), vor allem wenn die Inhalte für das Kind nicht interessant sind. Treffen diese Kinder auf neue, anregende, interessante Inhalte oder besteht eine direkte Anleitung durch einen Erwachsenen (z.B. wenn alleine mit dem Kind gearbeitet wird), treten die Probleme in einem geringeren Ausmaß oder gar nicht auf (Lauth & Schlottke, 2002).
Kinder mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen (ebd., 2002)...
- haben oft ein größeres Potential, sind aber nicht fähig es umzusetzen: Lehrer und Eltern sagen häufig, dass das Kind durch seine Fähigkeiten viel mehr leisten könnte.
- zeigen fehlerhaftes und ungenaues Arbeiten, Tätigkeiten werden wenig planvoll ausgeführt oder nicht zu Ende gebracht, bei Anweisungen wird nicht zugehört oder diese werden vergessen.
- sind in der Schule und zu Hause durch Störgeräusche leicht abgelenkt oder träumen vor sich hin (trödeln).
- schaffen es nur schwer, längere Zeit an einer Aufgabe zu arbeiten bzw. arbeiten sehr sprunghaft.
- machen am Ende von längeren Aufgaben vermehrt Fehler oder zeigen Schwankungen in ihrer Leistung.
- brauchen lange für ihre Hausübungen und sind auch in der Schule eher langsam.
- verlieren häufig das Ziel vor Augen, vergessen was sie eigentlich tun wollten und erscheinen dadurch als unordentlich, vergesslich und unzuverlässig.
- Oft gehen Probleme in der Konzentration auch mit Verhaltensschwierigkeiten einher (spielen den Clown, reden dazwischen, stehen im Unterricht auf, folgen den Anweisungen der Lehrer nicht, ärgern andere Mitschüler,…).
Durch diese ungünstige Arbeitshaltung bzw. die beeinträchtigten Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozesse kommt es zu Entwicklungsverzögerungen, Lernbeeinträchtigungen und dadurch zu häufigeren Misserfolgserlebnissen. Demzufolge wird wiederum der Selbstwert angegriffen, die Selbstunsicherheit steigt, Vermeidungsverhalten wird aufgebaut und es zeigen sich negative Verhaltensweisen (wie Aggressionen, Trotzverhalten, häufiges Weinen, psychosomatische Beschwerden, Ängste, Kasperln,…).
Quellenangaben:
Lauth, G.W. (2000). Konzentrations- /Aufmerksamkeitstraining. In Linden, M. & Hautzinger, M. (Hrsg.). Verhaltenstherapiemanual. Berlin: Springer, S. 246-252.
Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2002). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
3. Fakten
- Unaufmerksamkeit und erhöhte Ablenkbarkeit bei Kindern waren bereits im 19. Jahrhundert ein Problem. Mit der Bildergeschichte vom "Hans-guck-in-die-Luft" wurden 1845 erstmals die Schwierigkeiten dieser Kinder illustriert (in "Der Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann) (Lauth & Schlottke, 2002).
- Aufmerksamkeitsstörungen gehören zu den häufigsten kindlichen Verhaltensstörungen, Schätzungen reichen von fünf bis sieben Prozent. Allgemeine Konzentrationsprobleme treten jedoch bei einem größeren Kreis an Kindern auf (ebd., 2002).
- Bei der Mehrzahl der Kinder tritt begleitend zu einer Aufmerksamkeitsstörung eine weitere Problematik auf. Besonders häufig sind dies Störungen des Sozialverhaltens, oppositionelles Verhalten, Depressionen, Angst und Lernstörungen (ebd., 2002).
- Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen, Schätzungen reichen bis zu einem Verhältnis von 9:1 (ebd., 2002).
- Aufmerksamkeitsstörungen gehören zu den Problematiken die tendenziell überdauernd sind und längerfristig ungünstig verlaufen. Sie beeinträchtigen die kindliche Entwicklung und stehen nicht selten am Beginn eines negativen Entwicklungsverlaufes (ebd., 2002).
Quellenangaben:
Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2002). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
4. Wie entstehen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme?
Die Aufmerksamkeit zu fokussieren ist eine komplexe Handlung, die auf neuronalen und psychischen Voraussetzungen beruht. Es sind zahlreiche Gehirnareale beteiligt (z.B. das Limbische System, Frontalhirn), welche für die Bewertung von Sinneseindrücken, Gedächtnisleistungen, Entscheidungsfindung und die Aufrechterhaltung eines optimalen Aktivierungszustandes zuständig sind. Diese Voraussetzungen entwickelt sich im Laufe der Zeit, Kinder lernen beispielsweise langsam, wichtige von unwichtigen Reizen der Umwelt zu unterscheiden. Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen haben die zentralen Voraussetzungen für Konzentration und dauerhafte Aufmerksamkeit nicht angemessen entwickelt. Wie sich die Problematik im Einzelfall zeigt, hängt von der Kombination einzelner Risiken ab (Lauth & Schlottke, 2002):
- Genetik: Nicht die Problematik selbst wird vererbt, sondern eine biologische Veranlagung, welche die Ausbildung einer Aufmerksamkeitsstörung begünstigt. Bei gemeinsam aufwachsenden Zwillingen, aber auch Eltern und Geschwistern können Zusammenhänge erkannt werden.
- Immunologie: Bei vielen Kindern mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwächen lassen sich Allergien (z.B. atopische Dermatitis) finden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass das Immunsystem mit Unter- oder Überaktivierungen des Gehirns in Zusammenhang steht.
- Ausführungsfertigkeiten: Konzentrationsschwache Kinder unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie an Aufgaben herangehen und welche Fähigkeiten sie dabei einsetzen. Man sagt, ihre handlungsbegleitende Verhaltenssteuerung ist eingeschränkt. Erkennbar wird dies an herabgesetzten Teilleistungen, wie die des Arbeitsgedächtnisses, der motorischen Geschicklichkeit, der Planungsfähigkeit.
- Erziehung: Aufmerksamkeitsschwache Kinder stellen besondere Anforderungen an die Eltern, da sie z.B. schwerer zu steuern sind. Positive Verhaltensweisen werden wenig beachtet und negatives Verhalten wird bestraft (durch Schimpfen, Strafen etc.). Dadurch passiert eine Fokussierung auf das Problem, das Kind wird unter Druck gesetzt und erhält nur mehr Zuwendung, wenn es das Problemverhalten zeigt (negative Verstärkung).
- Reaktionen der Umwelt: Nicht nur die Eltern sondern das gesamte Umfeld des Kindes reagiert auf die Aufmerksamkeitsprobleme. Es wird besonders auf sein Problemverhalten geachtet, wird weniger förderlich angeleitet (z.B. in der Schule) und sogar abgelehnt oder bestraft. Daraus resultieren wiederum weitere Problematiken, die das Kind ausbilden kann, wie eine geringe Frustrationstoleranz oder ein geringes Selbstwertgefühl.
Für gute Konzentration gibt es verschiedenste Einflussfaktoren. Schulische Aufgaben verlangen eine längere geistige Wachheit (neuropsychologischer Anteil), die genaue Verarbeitung von differenzierten Informationen (Teilleistung), die Vernachlässigung von Störreizen (abhängig von der Konzentrationstiefe) und die Verfolgung eines Handlungszieles (Motivation). Um dies zu leisten, muss die handelnde Person ihr Erregungsniveau steuern (nicht zu müde und nicht zu aufgedreht), ihr Verhalten überwachen (Bin ich am richtigen Weg?) und planvoll organisieren (strukturiertes Vorgehen) sowie störende Ablenkungen ausblenden (Lauth, 2000, S. 246).
Quellenangaben:
Lauth, G.W. (2000). Konzentrations- /Aufmerksamkeitstraining. In Linden, M. & Hautzinger, M. (Hrsg.). Verhaltenstherapiemanual. Berlin: Springer, S. 246-252.
Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2002). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
5. Klinisch-psychologische Diagnostik
Konzentration und Aufmerksamkeit sind ein sehr komplexer Bereich. Die Diagnose ist oft schwierig, weil man von Beginn an nicht weiß, ob die Konzentrationsprobleme aus Entwicklungsverzögerungen, zugrunde liegenden Teilleistungsproblemen, aus einem emotionalen Zustand heraus (Problemen mit Mitschülern, elterlicher Streit, kleine blockierende Erlebnisse, psychosoziale Umstände) oder auf Grund einer neurologischen Störung (z.B.: Unausgewogenheit im Neurotransmittersystem) bestehen. Deshalb ist bei Problemen in Konzentrationsbereich eine recht umfangreiche Anamnese (Gespräch) mit anschließender Testung nötig. Als Mindestmaß beinhaltet eine klinisch-psychologische Diagnostik folgende Teilbereiche (Lauth & Schlottke, 2002):
- Exploration der Eltern und des Kindes: Problemanalyse, Erfassung der Verhaltenssymptomen, Klärung der Frage, ob Hinweise für eine Aufmerksamkeitsstörung bestehen, Abklärung weiterer Probleme/Störungen, Entwicklungsgeschichte des Kindes erfassen, aktuelle familiäre und schulische Situation des Kindes erheben.
- Informationen aus der Schule einholen, etwa eine Erklärung der Lehrerin/des Lehrers über das Verhalten bzw. der Probleme in der Schule (z.B. mit einem Fragebogen).
- Untersuchung mit dem Kind: Konzentrationstestung, Intelligenzdiagnostik, gegebenenfalls schulische Leistungstests, klinische Verfahren zur Feststellung von zusätzlichen Problematiken, Beobachtung und Gespräch mit dem Kind.
In der klinischen Diagnostik stehen je nach Alter unterschiedliche Aufmerksamkeits- und Belastungstests, bei denen unter anderem die Genauigkeit, Schnelligkeit, Daueraufmerksamkeit und Ablenkbarkeit gemessen wird, zur Verfügung. Grundlegend ist jedoch eine möglichst umfangreiche Diagnostik angebracht, die auch den Entwicklungs-, Teilleistungs- und Persönlichkeitsbereich miteinschließt, um genauere Aussagen über die Ursachen, die Konzentrationsdauer, sowie über die Fähigkeits- und Defizitbereiche treffen zu können.
Quellenangaben:
Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2002). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
6. Klinisch-psychologisches Training bzw. Behandlung
Die wichtigsten Behandlungselemente für Kinder mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen sind (Lauth & Schlottke, 2002):
- Aufklärung und Beratung der Eltern, des Kindes und gegebenenfalls der Lehrer/innen. Das Kind sollte auch zur Selbstbeobachtung und Selbststeuerung motiviert werden.
- Coaching der Eltern, um negatives Erziehungsverhalten in positives Umzukehren.
- Ab etwa sechs Jahren eine Behandlung mit kognitiven Therapieelementen, zur Verminderung des unorganisierten Verhaltens (z.B. Selbstmanagement, Selbstinstruktion).
- Bei einer schwerwiegenden Problematik (vor allem bei zusätzlicher stark ausgeprägter Hyperaktivität - ADHS) ist eine Vorstellung bei einem Kinderpsychiater wegen einer Pharmakotherapie anzuraten, um die zentralnervöse Aktivierung zu verbessern.
Unser Training umfasst sehr viele Übungen aus dem Teilleistungsbereich, durchwachsen mit Bewegung, Rhythmik und Entspannung. Es werden Aufgaben durchgeführt, in dessen Rahmen das Kind Basisfertigkeiten erlernt, wie zielgerichtete Konzentration, das genaue Hinsehen, verbale Selbstinstruktion oder das eigene Vorgehen überprüfen. Nach der Abklärung der individuellen Problematik versuchen wir mit dem Kind zu erarbeiten was Konzentration ist und wie man merkt, dass man konzentriert ist, wie man strukturiert vorgeht (um nicht unnötig Energie zu investieren) oder wie man mit Ablenkungen umgeht. Wir versuchen die Geschwindigkeit mit der Genauigkeit abzustimmen und durch den Abwechslungsreichtum die Lernmotivation zu erhalten bzw. wiederzuerlangen. Die Konzentrationsdauer wird durch die Ausreizung der Grenzen erhöht. Liegen die Ursachen der Konzentrationsprobleme an eigenen oder fremden Erwartungshaltungen oder an Ereignissen die blockierend im Hintergrund stehen (was häufig der Fall ist), versuchen wir auch diese zu bearbeiten. Das Ziel unseres Trainings bzw. der Behandlung ist es, die Energie wieder störungsfrei fließen zu lassen.
Quellenangaben:
Lauth, G.W. & Schlottke, P.F. (2002). Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.
7. Weiterführende Informationen und Tipps
Wir werden zu jedem Zeitpunkt von einer Vielzahl visueller, auditiver und taktiler Reize überschwemmt. Jedoch können wir nur einen geringen Teil dieser Informationen bewusst verarbeiten und sind dadurch gezwungen, den relevanten Teil herauszufiltern. Eine funktionstüchtige Auswahl und die nötige Ausblendung von Störreizen gewährleistet gezieltes, störungsfreies Handeln. Bis diese „Filterung“ wie beim Erwachsenen ausgereift ist, vergehen viele Jahre des Lernens. Deshalb sind Kinder grundlegend leichter ablenkbar. Eltern können aber diesen Lernprozess durch gezielte Reizsetzung unterstützen.
Versuchen Sie bewusst, nur einen Reiz anzubieten (und bombardieren Sie Ihr Kind nicht mit ständigen Ablenkungen): entweder eine CD anhören ODER ein Buch lesen, mit Bausteinen bauen, ein Gesellschaftspiel spielen. Wichtig ist, dass immer nur ein Reiz bewusst angeboten wird. Mit der Zeit und mit steigendem Alter können Sie gezielt mit Ablenkungen arbeiten, damit Ihr Kind auch lernt, sich in störungsreichen Umgebungen zu konzentrieren. Außerdem ist es gut, wenn sich das Kind daran gewöhnt, nicht nur seine eigenen Spiele zu spielen, sondern auch bei Spielen zu verweilen und deren Regeln einzuhalten, die von der Bezugsperson vorgeben werden. Wichtig ist zusätzlich eine gezielte Förderung in verschiedenen Bereichen: Zeigen Sie Ihrem Kind vieles, erklären Sie die Welt, bieten Sie unterschiedlichste Anregungen und beschäftigen Sie sich mit Ihrem Kind.
Die Bezugspersonen als Lernmodel: Konzentration ist eine Fähigkeit, die zum Teil angeboren ist, aber auch ein Reifungsprozess welcher über die vorgelebte Haltung der Bezugspersonen aufgenommen und über das Spielen bzw. über den späteren Schulprozess umgesetzt und gefestigt wird. Das bedeutet, das Kind lernt durch die Beobachtung der Bezugspersonen.
Bewegung ist der Zugang bzw. Ausgleich zum Lernen. Bei Bewegung wird das Großhirn etwas heruntergefahren. Die erhöhte Sauerstoffzufuhr setzt chemische Prozesse in Gang, die das Gehirn zur Festigung des Gelernten und zur Regeneration bzw. zum Aufladen benötigt. Konzentrierte Arbeit ist anstrengend und braucht Energie. Das bedeutet, es sollten immer Konzentrations- und Entspannungsphasen abwechseln (je jünger das Kind, desto rascher). Jeder Wechsel sollte spätestens an der individuellen Grenze der Belastbarkeit erfolgen (um das Kind nicht zu überfordern) und mit einem Lob enden, um die Motivation und den Selbstwert zu stärken.
Die Fähigkeit, die Konzentration auf einer Sache gerichtet zu halten, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Die meisten dieser Faktoren lassen sich anpassen bzw. verändern!
- Von der Sache (Interesse, Spannung, etwas Neues, Abwechslungsreichtum, Menge)
- Von der aktuellen Stimmung und den Gefühlen (Sorgen, Ängste, Wut, Hilflosigkeit, Druck, Anspannung, Ermüdung, Motivation…)
- Von den Fertigkeiten (Gelingt mir die Aufgabe gut oder habe ich Schwierigkeiten, wie viel Anstrengung ist nötig)
- Von der Umgebung (Störreize: Haustiere, Fenster, Musik, Fernseher, Gespräche, Geschwister, Gegenstände im Blickfeld)
In der dritten und vierten Klasse Volkschule ist das Leistungsstreben besonders stark. Kinder vergleichen sich im körperlichen Bereich (z.B. wer ist schnell, gewandt, stark, sportlich), im Ideenreichtum (z.B.: wer hat gute Spielideen, wer weiß die besten Streiche, organisieren), im sozialen Bereich (z.B.: wer traut sich was, wer kommt gut mit anderen aus) und im Leistungsbereich (z.B.: Leistungen in unterschiedlichen Fächern). Kinder die im Leistungsbereich nicht Wunder vollbringen können, können oft durch andere Fähigkeiten bzw. Talente ihren Selbstwert stabilisieren bzw. in der sozialen Gruppe mithalten. Und die Eltern sollten das fördern.
Bei der absichtlichen Konzentration ist die Konzentrationsdauer (Krowatschek et al., 2007) im Gegensatz zur spontanen Konzentration eher gering, steigt jedoch mit zunehmendem Alter an. Natürlich kann diese Dauer aufgrund individueller Einflussfaktoren beträchtlich schwanken und stellt einen Richtwert dar:
Alter |
Konzentrationsdauer |
5 – 7 Jahre |
15 Minuten |
8 – 9 Jahre |
20 Minuten |
10 – 12 Jahre |
25 Minuten |
12 – 16 Jahre |
30 Minuten |
Erwachsene |
45 – 90 Minuten |
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es wichtig ist, die Kinder so viel wie möglich spielen zu lassen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, Neues zu entdecken. Geben Sie Ihren Kindern strukturierte, kurze Erklärungen bzw. Einführungen und lassen Sie sie anschließend selbst ausprobieren. Bei der spontanen Konzentration handelt es sich immer um eine aktive bzw. interaktive Auseinandersetzung mit der Umwelt, in welcher besonders die Bewegung eine wichtige Komponente darstellt. Aus diesem Grund kann der Medienkonsum (Fernsehen, Computer, Playstation, Handy), der vorwiegend passiv abläuft, den Kindern nicht diese strukturierenden und erweiternden Erfahrungen bieten.
Quellenangaben:
Krowatschek, D., Albrecht, S. & Krowatschek, G. (2007). Marburger Konzentrationstraining (MKT) für Schulkinder (7. Aufl.). Dortmund: borgmann publishing.